Reportage im Mai-Weidwerk

Höchst spektakulAIR

Was, wenn die Anschaffung einer Drohne für die Kitzrettung nicht in den budgetären Rahmen einer Jagdgesellschaft passt und dennoch mit dieser Methodik nach Jungwild gesucht werden soll? – Ein junges Start-up-Unternehmen aus Alland bietet professionelle Unterstützung, sucht und schult.

Das junge Start-up-Unter­nehmen „spektakulAIR“, be­stehend aus dem Techniker Florian Willemsen und dem Jäger Alexander Wipplinger, startet in den nächsten Wochen in seine erste Kitzrettungssaison und kann von inter­essierten Revierinhabern für die Jungwildsuche gebucht werden. Aber nicht nur das: Es werden von spektakulAIR auch Kurse angeboten, um einerseits Drohnenpiloten auszubilden und andererseits auch für Jäger optimierte Drohnensets an den Mann zu bringen. „Wir wollen nicht alle Drohnen­fabrikate verkaufen, sondern uns auf einen ­Anbieter konzentrieren, um dem ­Kunden auch das Maximum an Wissen und Erfahrung weitergeben zu können“, erklärt Alexander Wipplinger die Firmenphilosophie.
Verwendet wird von spektakulAIR der Hexacopter Yuneec H520E, der mit der Wärmebildkamera Yuneek ETX (FLIR) bestückt ist. Dieses Drohnenset kann auch auf der Website zum Preis von € 4.549,– erstanden werden.

Der große Vorteil für den Kunden: Vor oder nach dem Kauf dieser Drohne lernt man auch, sicher damit umzu­gehen. „Schließlich geht es um ein stattliches Investment, mit dem man nicht beim Jungfernflug zerschellen möchte“, so Florian Willemsen.

Alles, was Recht ist!

Der von spektakulAIR eingesetzte und vertriebene Hexacopter Yuneec H520E darf gemäß der neuen EU-Verordnung 209/947 in der Kategorie „open“ geflogen werden, ein Drohnenführerschein, die Registrierung der Drohne bei dronespace.at und eine Haftpflichtversicherung sind obligat – und vorhanden. Die beiden Jungunternehmer verfügen über sämtliche Voraussetzungen und erfüllen somit die gesetzlichen Anforderungen.
Hinweis: Auf weidwerk.at finden Sie die aktuellen rechtlichen Rahmen­bedingungen im Detail!

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Warum trainieren?

Eine Drohne zu kaufen, ist das eine. Damit sicher umgehen und gefahrlos fliegen zu können, aber etwas völlig ­anderes! „Es können während eines Fluges und auch schon vorher Probleme auftreten, auf die man als blutiger ­Anfänger nicht vorbereitet ist, auch wenn man noch so viele YouTube-­Videos geschaut hat“, erklärt Drohnenpilot Wipplinger. Es liegt also auf der Hand, vor dem tatsächlichen Einsatz mit dem unbemannten Luftfahrzeug ausgiebig zu üben. Die „Missionsplanung“ ist zum Beispiel ein wichtiger Bestandteil der von spektakulAIR angebotenen Aus­bildung. Dabei lernt man, wie man eine Fläche mittels zuvor festgelegter Koordinaten „automatisch“ absuchen kann: Der Copter fliegt das dafür vorgesehene Gebiet selbstständig mäander­förmig ab, und der Drohnenpilot prüft auf der Fernsteuerung, ob er Wärmesignaturen von Wildtieren erkennen kann.
Bei der von spektakulAIR ange­botenen Ausbildung handelt es sich aber nicht um den Drohnenführerschein – dieser muss bereits im Vorfeld (auf www.dronespace.at) absolviert werden. Beim „Copter Training Basis“ lernt der interessierte Pilot in eineinhalb Stunden, welche Flugvorbereitungen und Grundlagen für einen Drohnenflug not­wendig sind, das Handling mit der Drohne und der Fernbedienung sowie das Fliegen selbst mit Start- und Landemanövern, Steig- und Sinkflügen und Basis-Flugübungen.

Kitzrettung

Von den beiden Drohnenprofis wurde eine „Kitzrettungshotline“ (Tel. 0699/­116 411 06) eingerichtet, die es für ­Interessierte auch kurzfristig möglich macht, das Team für Einsätze zu ­buchen. „Diese Arbeit ist nichts für Morgenmuffel“, lacht Willemsen, denn „man muss schon im Morgengrauen vor Ort sein, um den großen Tempe­raturunterschied zwischen der kühlen Um­gebung und den warmen Kitzen aus­zunutzen!“
Eine Kitzrettungsaktion ist je nach Größe der abzusuchenden Fläche rasch erledigt, und bezahlt wird pro Stunde. „Ein schönes Gefühl, ein Wildtier vor dem sicheren Mähtod gerettet und auch das Nutzvieh vor Krankheiten bewahrt zu haben“, weist Jäger Wipplinger auf Tierkadaver hin, die das Futter der landwirtschaftlichen Nutztiere im wahrsten Sinne des Wortes verseuchen können. Damit wird auch ein Dienst für die Landwirte geleistet.
„Wir sind dran, ein Pilotennetzwerk aufzubauen, um ein Netz über Österreich zu spannen und letztlich überall Einsätze zu ermöglichen“, erklärt ­Wipplinger, „bestehend aus Piloten, die von uns selbst ausgebildet worden sind. Eine optimale Lösung wäre es, auf Hege­ringebene jeweils ein oder mehrere ,Drohnenteams‘ zu etablieren. Diese aus zwei oder mehreren Personen bestehenden Gruppen könnten für Kitzrettungsflüge regional herangezogen werden.“

Im Einsatz

Bei einer Flugvorführung konnten wir uns von den Qualitäten der „Drohnenkitzrettung mit Missionsplanung“ überzeugen. In den letzten Jahren sind nicht nur die Drohnen besser geworden, sondern auch Akkus und Wärmebildkameras. Heute ist es möglich, mit einer Akkuladung bis zu einer halben Stunde lang zu fliegen. Unser Fazit: Wenn man schon eine Drohne für die Jungwildrettung anschafft, dann ist auch das Geld für eine Ausbildung damit gut investiert. Im Zuge der ­Vorführung haben wir die beiden Drohnenspezialisten zum Interview gebeten:

WEIDWERK: Die Kitzrettung mit Drohnen und Wärmebildkameras hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Welche für die Jägerinnen und Jäger interessante Möglichkeiten bietet spektakulAIR?
spektakulAIR: Wir bieten drei für Jägerinnen und Jäger interessante Themenbereiche mit unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten an:

  • Wir fliegen für Jäger („Copter ­Services“): Kitzrettung, Wildschaden­begutachtung und -prävention, Ernte-und Riegeljagdplanung.
  • Wir trainieren Jäger, um selbst zu fliegen („Copter Trainings“).
  • Wir coachen Jäger im Rahmen eines Reviercoachings.
  • Und: Wir vertreiben die Produkte, die wir selbst benutzen („Copter Shop“).

WEIDWERK: Wo liegen die Vorteile, nicht selbst eine Drohne anzuschaffen, sondern Profis für die Kitzsuche zu engagieren?
spektakulAIR: 
Am wichtigsten sind die rechtlichen Vorteile: spektakulAIR verfügt über die erforderlichen Be­rechtigungen, Drohnenführerscheine, Versicherungen usw. Weiters nicht zu vernachlässigen ist der Zeitaufwand: Von der Besichtigung des abzufliegenden Areals, der Vorbereitung des Copters inkl. der Missionsplanung über die Einweisung der Helfer bis hin zur ­Kitzsuche und -sicherung wird von unserem Team alles abgedeckt. Nicht zuletzt stellt sich auch die Frage des finanziellen Aufwandes: Ist der Kauf einer Drohne inkl. einer Wärmebild­kamera für 4–6 Wochen im Jahr ­gerechtfertigt? Und, zu guter Letzt, unterstützen wir als unbeteiligter ­Dritter dabei, dass Jäger und Grund­eigentümer an einem Strang ziehen – dem Tierschutz zuliebe.

WEIDWERK: Worauf gilt es, beim Einsatz von Drohnen besonders zu ­achten? Stichwort: EU-Verordnung 209/947?
spektakulAIR: 
Auf mehrere Dinge ist zu achten:

  • Kategorisierung der Drohne in „open“, „specific“ oder „certified“
  • Führerscheinpflicht (A1, A2, A3)
  • Haftpflichtversicherung der Drohne
  • Registrierung als Drohnenbetreiber

WEIDWERK: Wie läuft eine Drohnen-Kitzrettung im Normalfall ab? Was kostet ein Einsatz?
spektakulAIR:
 Wir planen vorab die zu befliegenden Flächen. Vor Ort übernehmen wir die Einweisung der Helfer und stellen eine Funkverbindung zur Verfügung. Danach fliegen wir die ­Flächen mittels Drohne und Wärmebildkamera ab und koordinieren dabei die Helfer im Falle eines Fundes per Funk. Gemeinsam mit den Helfern übernehmen wir die Sicherung der ­geretteten Tiere (Rehkitze, Junghasen usw.) mittels geruchsneutraler Boxen. Unmittelbar nachdem die Flächen ­abgeflogen wurden, sollten diese (vom Grundeigentümer) gemäht werden. Nach erfolgter Mahd werden die Kitze in Waldnähe freigelassen. Ein Kitzrettungseinsatz bewegt sich bei rund € 100,– pro Stunde, preisbeeinflussend wirken aber Faktoren, wie zum Beispiel die Anzahl und Größe der zu befliegenden Felder, die Anfahrt usw.

WEIDWERK: Unter anderem bietet spektakulAIR auch Weiterbildungen in Sachen Drohnenflug an. Wie, denken Sie, sind die Jäger dieser modernen Technik gegenüber eingestellt?
spektakulAIR:
 Unser Weiterbildungsangebot richtet sich sowohl an Einzelpersonen, Gruppen, Vereine, Hegeringe, Unternehmen, die sich einen Copter gekauft haben, von einem Quadro- auf einen Hexacopter umsteigen und den sicheren Umgang damit trainieren wollen, als auch an erfahrenere Copter-Piloten, die sich Zusatzwissen, wie zum Beispiel Missionsplanung, an­eignen wollen.
Im Speziellen bei der Kitzrettung haben wir den Eindruck, dass viele ­Jägerinnen und Jäger offen sind für Neues. Wir denken, dass es auch hier so sein wird wie bei der Schalldämpfer-, Wärmebild- und Nachtsichttechnik: Es wird Menschen geben, die es ausprobieren werden. Es wird Menschen geben, die sich „das Neue“ erst einmal genauer anschauen und sich infor­mieren werden, eventuell auch etwas skeptischer sind. Und letztlich wird es auch Menschen geben, die mit dieser neuen Form der Jagdunterstützung nichts anzufangen wissen und lieber auf altbewährte Mittel zurückgreifen.
In Zeiten der Lockdowns erlebt man als Jäger, was die Beunruhigung des Wildes durch Wanderer, Spaziergänger, Freizeitsportler usw. bedeutet. Hier liefern wir mit den sehr leisen Coptern eine Möglichkeit, den Wildstand schonend zu kontrollieren bzw. sich einen Überblick über dessen ­Verbleib zu verschaffen.

Autor/Quelle: https://weidwerk.at/reportage/hoechst-spektakulair-2041581

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